Formverleimte Bauteile
Formverleimte Bauteile bestehen aus mehreren miteinander verleimten Leisten, die dünn genug sind, um sie einzeln biegen zu können. Man erhält so leichte Teile von geringem Materialquerschnitt, die sehr belastbar sind und nicht so leicht zu Verzug neigen wie einzelne Massivholzstücke. Sie sind leider sehr material- und zeitaufwendig herzustellen. Für manche Teile ist dieser Aufwand aber durchaus lohnend, sei es der Süllrand, den man stets vor Augen hat und der besonders leicht und elegant wirken soll, oder seien es die Spanten bei einem niedrig volumigen Gepäckboot, die einen viel größeren Durchreichraum haben als aus Sperrholz geschnittene.
Die Technik ist besonders für gerundete Formen geeignet, aber auch schwächere Knicke lassen sich gut herstellen. Ideal ist sie für Süllränder. Insbesondere die ansonsten schwer herzustellende Nut oben im Süll, die den Keder des Decks aufnimmt, ist so sehr einfach zu bauen. Spanten mit ausgeprägten Knicken sind besser aus Leisten zu bauen oder aus Multiplex auszuschneiden. Das nachträgliche Ersetzen von z. B. Sperrholzspanten durch formverleimte Spanten ist schwierig. Aufgrund der anderen Querschnitte benötigt man andere Beschlagtechniken. Wo ein Multiplexspant eine Materialstärke von ca. 12 mm und eine Höhe von 20 – 50 mm aufweist, haben meine formverleimten Spanten Tiefen von 23 – 30 mm und Höhen von 10 – 14 mm. Die 14 mm sind nur in fast gerade verlaufenden Bereichen am Kiel vorhanden, die verstärkt werden mussten. Bereiche mit deutlicher Krümmung sind wesentlich stabiler.
Man benötigt für gute Ergebnisse einiges an Werkzeug oder aber eine Tischlerei des Vertrauens, die einige Arbeiten übernehmen kann. Sehr nützlich sind sehr viele Schraubzwingen, eine Kreissäge und ein Dickenhobel zur Herstellung der Leisten, aus denen die Bauteile entstehen sollen.
Einzelne Leisten werden kalt über eine Form gebogen und mit Leim verbunden. Der Leim sollte eine gute Wasserfestigkeit haben (D4). Einfacher Weißleim geht auf, für gut befunden habe ich Epoxid- und PU-Kleber. Resorchinharzleim stellt einige Anforderungen bei der Verarbeitung und ist die gesundheitsschädlichste Variante.
Nach dem Abbinden des Leims behält das Teil die gewünschte Form. Offene Bauteile springen ein wenig zurück, d. h. ein Halbkreis wird sich nach dem Abnehmen der Spannvorrichtung etwas öffnen, ein Kreis die Form halten. Wie viel Rücksprung entsteht, sollte ausprobiert werden. Er wird größer mit zunehmender Leistenstärke und abnehmender Leistenzahl. Optimal sind also sehr viele, sehr dünne Leisten. Hierfür kann man Furnier oder Starkfurnier nehmen. Die Verwendung von Sperrholz ist zwiespältig: es läßt sich als dreischichtiges Material in einer Richtung gut biegen und ist daher vor allem als mittlere Lage geeignet, es ist aber sehr oft nicht dauerhaft wasserfest verleimt. Ich verwende es daher nicht mehr.
Die Leisten sollen von gleichmäßiger Dicke und glatt gehobelt sein. Wichtig ist die Auswahl des Holzes. Der Verlauf der Maserung darf nicht oder nur kaum aus der Leiste heraus laufen. Äste sollen nicht enthalten sein. Je enger der zu biegende Radius, desto besser (und dünner) müssen die Leisten sein. Als Beispielwerte mögen die Stärken für Spanten eines 52 cm breiten Kajaks gelten, die bei ca. 3 mm für stark gebogene Formen in Bug und Heck und 4 mm für gemäßigtere in der Mitte liegen. Ich habe auch versucht, die Stärke herauf zu setzen, da dann weniger Verschnitt entsteht, aber bei ca. 4,5 mm erhielt ich schon deutlich mehr Bruch. Für Teile, die nur sehr geringe Biegungen haben, kann auch schlechteres Holz in größeren Stärken verwendet werden.
Sind die Leisten zu kurz oder sollen geschlossene Teile gebaut werden, sollten die Leisten geschäftet werden. Die mittleren Lagen kann man stumpf stoßen.
Als Holz habe ich bisher Birkensperrholz, Esche, Fichte, Eiche und Eschenstarkfurnier verwendet. Die Holzart ist nicht so wichtig, der Faserverlauf im Holz umso mehr. Bei der Beschaffung ist darauf zu achten, dass sehr viel Verschnitt entsteht. Allein durch das Auftrennen von Bohlen auf einer Kreissäge entsteht meist schon mehr als 50 % Verlust. Für geringeren Verlust empfiehlt sich das Dampfbiegen.
Hat man die Leisten, kann man die Formen bauen. Ich finde es einfacher, die Form als Positivform zu bauen, d. h. sie füllt den Spant sozusagen aus und die Leisten können von außen herumgebogen werden. Die Leisten in eine ‚hohle’ Negativform einzubiegen ist deutlich schwieriger. Bei der Positivform muss man neben dem Rücksprung auch beachten, sie um die Gesamtstärke der zu verleimenden Leisten kleiner zu machen, damit die Außenkontur exakt der gewünschten entspricht.
Ich benutze für die Herstellung der Formen, was gerade so greifbar ist, meistens OSB-Platten. Diese lassen sich einfach mit einer Stichsäge zuschneiden und mit Forstnerbohrern kann man Löcher zur Aufnahme der Schraubzwingen anbringen. Man kann auch Holzklötze mit Schrauben auf einer Unterlage befestigen. Formen für offene Teile müssen den Rücksprung berücksichtigen. Die Spanten benötigten jeweils zwei Formen, eine für das Spantendach und eine für den Spant selbst. Da man die Form meist nur einmal benötigt, muss sie nicht schön werden. Wichtig ist aber die Symmetrie. Sie muss stimmen, hier sollte sehr genau gearbeitet werden. Zur Überprüfung habe ich meist die ausgeschnittene Form auf Papier gelegt, die Umrisse mit einem gut sichtbaren Stift nachgezogen und entlang der Symmetrieebene geknickt. Gegen Licht gehalten kann man sofort eventuelle Fehler erkennen.
Ich biege die Leisten zunächst ohne Leim kalt über die Form und bringe die Zwingen an. So sehe ich, ob Leisten splittern oder Fugen nicht geschlossen werden können. Ich lasse sie so einige Stunden ruhen, nehme sie ab und bringe sie mit Leim versehen wieder an die Form. Nach dem Abbinden des Leims werden sie von der Form abgenommen und können wie Massivholz weiterbearbeitet werden. Die Leisten sollten einiges Übermaß haben, da die Verleimung selten völlig exakt ist und das fertig verleimte Teil einfacher bearbeitet werden kann.
Das Verbinden von solchen Teilen zu einem Spant ist dann wieder eher schwierig, ich habe passende Massivholzklötze in die Ecken geleimt und diese mit Schrauben zusätzlich gesichert. Die Holzklötze haben auch genug Materialstärke, um die Metallstifte aufzunehmen, die das Drehen der Spanten in den Bordwänden beim Aufbau ermöglichen.
Man sollte den Bauaufwand nicht unterschätzen. Unerfahrene werden wohl einige Versuche brauchen, um befriedigende Ergebnisse zu erreichen. Ich habe anfangs viel weggeworfen.