Anklam. Pünktliche Ankunft, trotzdem habe ich wieder mal das Gefühl, viel zu viel Fahrzeit für mein Geld bekommen zu haben. Draußen ist die Hitze noch schlimmer, 27 °C zeigt meine Uhr bei einer kurzen Verschnaufpause an, und das Ende April! Jetzt geht es erst einmal quer durch die Stadt, immer die sonnige Hauptstrasse entlang. Muss aber sein, denn ich will zum Wasserwanderrastplatz.
Dort angekommen brummt mich der Hafenmeister ein klein wenig an, eigentlich sei noch gar nicht offen und er müsse auch gleich weg. Das ist kein Problem, denn ich will hier nur rasch aufbauen und dann lospaddeln. Das Tor könne er ruhig abschließen, ich sei nicht mit dem Auto da, habe alles dabei und müsse darum auch nicht mehr raus. Freundlicher gestimmt trollt er sich schließlich. Beim Aufbau kämpfe ich nicht nur mit den Einzelteilen, nein auch eine Entscheidung muss getroffen werden: Paddel ich nun nach Peenemünde oder lieber flussaufwärts nach Demmin? Die Windprognose ist mir nicht bekannt, im Augenblick kommt er aber von NO. Letztlich siegt die Angst Vernunft, immerhin bin ich alleine und noch nicht so sehr vertraut mit dem Boot. Und Wind aus NO bedeutet, dass es auf dem Peenestrom in Höhe Achterwasser/Krumminer Wieck ganz schön dick was um die Mütze geben kann.
Der Aufbau klappt heute ganz prima, nach 40 Minuten steht "Bella" in voller Pracht da. Leider braucht es mindestens noch mal so lange bis auch das ganze Gerödel untergebracht ist. Während ich letzte Hand anlege, kommt ein "Kuhnle-Tours"-Boot angeschippert und legt an. Nach kurzem Schnack mit der Besatzung boote ich ein und mache mich stromaufwärts davon.
Nach wenigen Minuten liegt Anklam hinter mir und ich habe den Fluss für mich. An der Tageszeit alleine kann das nicht liegen, ein Genuss ist es auf jeden Fall. Euphorisch reiße ich wohl etwas heftiger als sonst am Paddel, so ist schon nach einer reichlichen Stunde Stolpe erreicht. Auf der Terrasse des Fährmannkruges sitzen eine Handvoll Gäste. Am und um das Hafenmeisterbüro hängt eine lustige Vielzahl Ge- und Verbotsschilder, was mich sofort an einen gemütlichen Zeltplatz im Spreewald denken lässt. Nur dass sich hier keiner um mich zu kümmern scheint. Als ich anfange das Zelt aufzubauen, erscheint der Fährmann und lässt mich wissen, dass Zeltwiese nicht gleich Zeltwiese sei. Als ich diesen Hinweis mit geheuchelter offenkundiger Dankbarkeit aufnehme, kriege ich im Schnelldurchlauf noch seine Angestelltengeschichte, die Hafenhistorie und einen Abriss über frühere Hafenbetreiber geboten.
Etwas erschlafft nehme ich danach auf der Terrasse des Fährkruges Platz und gönne mir den ersten Spargel des Jahres. Nebenbei schmökere ich im neuen BUM. Darüber vergeht die Zeit so rasch, dass ich die danach bezogene Position an der Hafeneinfahrt schon bald wegen heftiger werdenden Mückenattacken verloren geben muss. Es ist Zeit fürs Bett.